Der Einsatz von Fahrrad- und E-Scooterboten könnte in der Praxis flächendeckend ausgebaut werden. In Notfallsituationen, bei denen elektronische Kommunikationsmittel ausfallen, können Fahrradboten eine sehr wertvolle Ressource sein. um wichtige Kommunikations- und Logistikfunktionen auch dann aufrechtzuerhalten, wenn herkömmliche Infrastrukturen versagen z. B. während eines Blackouts. Viele bekannte Projekte und Trainingsprogramme richten sich eher auf die allgemeine Sicherheit und Effizienz von Fahrradkurieren im Alltag, nicht speziell auf Katastrophenszenarien wie Blackouts oder Überschwemmungen. Der Fahrradmarkt in Deutschland und Europa wächst kontinuierlich, insbesondere im Bereich der E-Bikes (1). Traditionelle Katastrophenmanagement-Pläne basieren stark auf elektronischen Kommunikationsmitteln wie Mobilfunk, Internet und Festnetztelefonen. Diese Technologien sind anfällig für Ausfälle bei Stromausfällen oder Netzwerküberlastungen, was die Kommunikation in Krisenzeiten erheblich beeinträchtigen kann. Der Einsatz von motorisierten Fahrzeugen kann in städtischen Gebieten durch Verkehrsstaus und Straßenschäden behindert werden. In ländlichen oder schwer zugänglichen Gebieten können Fahrzeuge nicht immer zuverlässig eingesetzt werden. Es ist eine große Chance flächendeckend traditionelle Methoden zu ergänzen und damit auch neue Möglichkeiten zur Bewältigung von Krisensituationen zu eröffnen und dabei neue innovative Ansätze zu erforschen und zu testen, um die Resilienz und Effizienz des Katastrophenmanagements zu verbessern.
- Aufbau eines Boten-Netzwerks aus freiwilligen Fahrrad- und E-Scooterboten, die in Notfällen einsatzbereit sind. Die Einbindung von Freiwilligen als Fahrradboten fördert das Gemeinschaftsgefühl und das Vertrauen in die lokalen Katastrophenschutzmaßnahmen. Das volle Potenzial von Fahrrad- und E-Scooter-Flotten in Krisensituationen ist möglicherweise noch nicht ausreichend bekannt oder dokumentiert. E-Scooter sind besonders in städtischen Gebieten sehr mobil und können schnell durch enge Straßen und Gassen navigieren. Sie können auch auf Bürgersteigen und Fahrradwegen fahren, was ihre Reichweite und Geschwindigkeit erhöht. E-Scooter sind einfach zu bedienen und erfordern weniger körperliche Anstrengung als Fahrräder, was sie für längere Einsätze geeignet macht. Sie können leicht abgestellt und wieder aufgenommen werden, was sie besonders praktisch für wechselnde Einsatzorte macht. E-Scooter-Kurriere könnten kleinere, dringend benötigte Hilfsgüter wie Medikamente, Wasserflaschen oder Erste-Hilfe-Ausrüstung schnell und effizient transportieren. E-Scooter-Kurriere könnten mit tragbaren Funkgeräten oder Smartphones ausgestattet werden, um in Echtzeit Informationen über Straßenzustände, Blockaden oder Verletzte an die Leitstellen zu übermitteln. Sie könnten auch als mobile Informationsübermittler fungieren und wichtige Daten zwischen Einsatzkräften und zentralen Koordinationsstellen transportieren. E-Scooter-Kurriere könnten in großen Städten schnell Schadensgebiete erkunden und aktuelle Lagebilder liefern, indem sie Fotos und Videos von den betroffenen Gebieten aufnehmen. Dies könnte den Einsatzkräften helfen, bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Einige E-Scooter-Modelle könnten sogar als mobile Energiequellen genutzt werden, um kleine elektronische Geräte aufzuladen.
- Regelmäßige Schulungen und Übungen für die freiwilligen Boten, um sicherzustellen, dass sie mit den Prozeduren und Routen vertraut sind und in Notfällen effizient zu agieren. In einigen Städten gibt es Fahrradkurierdienste, die Dokumente und kleine Pakete transportieren. Diese Dienste könnten als Modell für die Einrichtung eines Notfall-Botendienstes verwendet werden. In abgelegenen Gebieten oder bei Veranstaltungen ohne Elektrizität werden gelegentlich Laufboten eingesetzt, um Nachrichten zu übermitteln. Dies zeigt, dass der Einsatz manueller Übertragungsmethoden praktikabel ist.
- Planung und Festlegung von sicheren und effizienten Botenrouten innerhalb der Gemeinden und Städte, sowie der Einsatz von festen Anruf- und Meldepunkten in Kombination mit Fahrrad- und E-Scooterboten.
- Entwicklung von klaren Kommunikationsprotokollen und -methoden, um Informationen schnell und sicher zu übermitteln. Fahrrad- und E-Scooterboten ergänzen und verstärken traditionelle Kommunikationsmethoden, anstatt sie zu ersetzen. Sie könnten auch immer als Backup-System dienen, das im Falle eines Ausfalls der traditionellen Methoden sofort aktiviert wird. Sicherstellung einer nahtlosen Zusammenarbeit zwischen traditionellen und neuen Kommunikationsmethoden.
- Regelmäßige Notfallübungen, bei denen die Nutzung von E-Scootern und Fahrrädern geübt wird. Ausstattung der Boten mit notwendigen Hilfsmitteln wie Karten, Funkgeräten und Erste-Hilfe-Kits.
- Enge Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Einsatzkräften, um den Einsatz zu koordinieren. In Situationen, in denen motorisierte Fahrzeuge aufgrund technischer Probleme ausfallen, könnten Fahrräder eine zuverlässige Alternative darstellen.
- Einrichtung von Notfall-Stationen, an denen die Boten Nachrichten und Dokumente abholen und abgeben können.
- Information der Bevölkerung über den Einsatz von Fahrrad- und E-Scooterboten und wie sie diese optimal unterstützen können und Sensibilisierung der Bevölkerung, um ein robustes Netzwerk von Fahrradboten aufzubauen. Damit einhergehend eine Erhöhung des Bewusstseins und der Bereitschaft in der Gemeinschaft, sich aktiv zu beteiligen.
- Zusammenarbeit mit Organisationen wie Fahrradvereinen, um zusätzliche Ressourcen und Freiwillige zu gewinnen. Verleihunternehmen könnten ihre Flotten von Fahrrädern und E-Scootern zur Verfügung stellen, um die Mobilität in städtischen Gebieten während eines Notfalls zu erhöhen. E-Scooter könnten auch als mobile Energiequellen genutzt werden, um kleine Geräte aufzuladen. Die Koordination großer Flotten von Fahrrädern und E-Scootern, einschließlich ihrer Wartung und Verfügbarkeit in Notfallsituationen, stellt erhebliche logistische Herausforderungen dar, die aber solch ein Vorhaben nicht gleich in Frage stellen sollten. Einrichtung von mobilen Ladeeinheiten und Notstromaggregaten, um die Energieversorgung für E-Scooter auch im Falle eines Blackouts sicherzustellen. Bereitstellung von Fahrzeugen, die speziell für den Transport und die Wartung der E-Scooter und Fahrräder ausgestattet sind.
- Bestimmung von Koordinatoren, die den Einsatz der Fahrradboten organisieren und überwachen. Die Nutzung von Mietfahrzeugen in einem offiziellen Katastropheneinsatz könnte komplexe regulatorische und rechtliche Fragen aufwerfen, die zuerst geklärt werden müssten.
- Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen, um die Boten zu schützen, insbesondere in gefährlichen oder unzugänglichen Gebieten. Möglicherweise gibt es derzeit kaum Pilotprojekte, die den Einsatz von Fahrrad- und E-Scooter-Verleihen im Katastrophenmanagement getestet haben. Um diese Hürden zu überwinden und das Potenzial von Fahrrad- und E-Scooter-Verleihen im Katastrophenmanagement zu nutzen, könnten folgende Schritte unternommen werden: Durchführungen von Pilotprojekten in ausgewählten Städten wie Wien, München, Berlin, Stuttgart, Paris, Rom, New York ... um die Machbarkeit und Vorteile zu testen; eine enge Zusammenarbeit zwischen Verleihfirmen, Behörden und Hilfsorganisationen fördern; Entwicklung von Finanzierungsmodellen, um die Kosten für den Einsatz von Mietfahrzeugen im Notfall abzudecken und natürlich Informationskampagnen, um das Bewusstsein für das Potenzial dieser innovativen Ansätze zu schärfen. Durch diese Maßnahmen könnte die Mobilität und Flexibilität im Katastrophenmanagement erheblich verbessert werden, und Fahrrad- sowie E-Scooter-Verleihe könnten einen wichtigen Beitrag hierbei leisten.
- Durchführung von Testläufen unter realistischen Bedingungen, um die Effektivität des Systems zu überprüfen, sowie die Durchführung von Pilotprojekten in ausgewählten Städten und Gemeinden, um den Einsatz von Fahrradboten im Katastrophenfall zu testen und zu evaluieren.
- kontinuierliche Sammlung von Rückmeldungen der Boten und der Bevölkerung, um das Fahrradboten-System kontinuierlich zu verbessern.
- Aufnahme des Einsatzes von Fahrrad- und E-Scooterboten in die offiziellen Katastrophenmanagementpläne von Städten und Gemeinden. Einbindung der Freiwilligen in regelmäßige Notfallübungen, um ihre Fähigkeiten zu testen und die Zusammenarbeit zu stärken. Aktualisierung der bestehenden Notfallpläne, um die spezifischen Rollen und Aufgaben der Fahrrad- und E-Scooter-Kuriere zu definieren.
- Werbung und Anerkennung von Freiwilligen, die sich als Fahrradboten engagieren und der Einsatz von Fahrrädern ist umweltfreundlich und nachhaltig, da keine fossilen Brennstoffe benötigt werden. Durchführung gezielter Rekrutierungskampagnen, um Freiwillige zu gewinnen, die an einer Ausbildung als Fahrrad- oder E-Scooter-Kurier interessiert sind.
- Entwicklung von Ausbildungsprogrammen, die spezifische Fähigkeiten vermitteln, darunter: Bedienung und Wartung von Fahrrädern und E-Scootern, Erste-Hilfe-Kenntnisse und Notfallversorgung, Kommunikationstechniken, insbesondere der Umgang mit Funkgeräten, Navigation und Orientierung in urbanen und ländlichen Gebieten.
Ein Beispiel-Szenario: In Wien und Umland werden eine Reihe fester Anruf- und Meldepunkte eingerichtet, um sicherzustellen, dass Nachrichten und Informationen auch im Falle eines Strom- oder Kommunikationsausfalls effektiv übermittelt werden können. Entwicklung von Schulungsprogrammen, die sich speziell auf den Einsatz von Fahrradkurieren bei Blackouts oder Überschwemmungen konzentrieren. Fahrradboten übernehmen den Transport dieser Nachrichten zwischen den Meldepunkten und den zentralen Koordinationsstellen. Es erfolgt eine Auswahl strategisch günstiger Orte im Landkreis z. B. Schulen, Gemeindezentren, Krankenhäuser und Feuerwehrstationen, die als Anruf- und Meldepunkte dienen können. Einrichtung von Checkpoints entlang der Botenrouten, um regelmäßige Informationsübergaben und -kontrollen zu ermöglichen. Auswahl und Schulung von Freiwilligen oder kommunalen Mitarbeitern, die die Anruf- und Meldepunkte betreiben und als erste Anlaufstelle für die Bevölkerung fungieren. Nutzung kurzer, klarer und standardisierter Nachrichtenformate, um die Effizienz und Verständlichkeit der übermittelten Informationen zu gewährleisten. Bereitstellung der notwendigen Ausrüstungen z. B. Notizblöcke, Stifte, Karten, Funkgeräte und Notfall-Hilfe-Kits (wasserdichte Behälter, Erste-Hilfe-Materialien und manuelle Ladegeräte), reflektierende Westen und Helme für erhöhte Sicherheit, sowie Notrufpfeifen oder -hörner, um im Notfall Aufmerksamkeit zu erregen um so eine effiziente Erfassung und Weiterleitung von Nachrichten zu gewährleisten. Ausstattung der Fahrradboten mit Notfallkits, die grundlegende medizinische Versorgung und Kommunikationstools enthalten, um im Ernstfall erste Hilfe leisten zu können. Entwicklung flexibler Einsatzpläne, die es den Fahrradboten ermöglichen, je nach Bedarf zwischen verschiedenen Routen und Aufgaben zu wechseln. Information der Bevölkerung über die Existenz und den Zweck der Anruf- und Meldepunkte durch Flyer/Aushänge (Supermarkt, Baumarkt, Banken, Autohäuser ...), Gemeinde-Newsletter, Kirchennachrichten/blätter, soziale Medien und lokale Zeitungen. Einbindung von lokalen Unternehmen, um zusätzliche Ressourcen wie sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Aufenthaltsräume für Boten bereitzustellen.Verwendung von E-Bikes, um die Reichweite und Geschwindigkeit der Fahrradboten zu erhöhen, insbesondere in hügeligen oder weitläufigen Gebieten. Implementierung von Sicherheitsvorkehrungen an den Meldepunkten wie z. B. Beleuchtung, Überwachungskameras und Sicherheitspersonal, um die Sicherheit der Bevölkerung und der Boten zu gewährleisten. Entwicklung spezifischer Notfallpläne für verschiedene Katastrophenszenarien, die die genaue Rolle der Meldepunkte und der Fahrradboten definieren. Regelmäßige Durchführung von Testläufen und Katastrophenübungen, um die Effizienz der Meldepunkte und die Koordination der Fahrradboten zu überprüfen und zu optimieren. Sammlung von Rückmeldungen der Bevölkerung, des Katastrophenmanagementpersonals und der Fahrradboten nach jeder Übung oder realen Einsatz und kontinuierliche Anpassung und Verbesserung des Systems. Sicherstellung, dass die Anruf- und Meldepunkte sowie der Einsatz der Fahrradboten vollständig in die bestehenden Katastrophenschutzpläne der Städte und Gemeinden integriert sind und mit anderen Notfallmaßnahmen koordiniert werden.
Ein Beispiel für fortschrittliche Routing-Dienste im Katastrophenmanagement ist der openrouteservice (ORS), der hochaktuelle Daten aus OpenStreetMap nutzt und in Echtzeit aktualisiert wird (2) Dieser Service hilft Ersthelfern, kritische Infrastrukturen zu umfahren und schnellere Entscheidungen zu treffen. Allerdings konzentriert sich ORS mehr auf die Effizienz und Sicherheit der Routen als auf spezifische Pacing-Techniken. In Bezug auf die Fahrrad- oder E-Scooterboten könnte der spezifische Ansatz eines Pacing-Routenplaners, der regelmäßige Pausenpunkte und minimale körperliche Belastung berücksichtigt, noch weiter ausgebaut werden.
Pacing-Workshops and more für Fahrradboten
1. Durchführung von simulierten Einsätzen mit regelmäßigen Pausen, um die körperliche Belastung zu minimieren und die Prinzipien des Pacings zu üben. Interaktive Übungen, bei denen die Boten verschiedene Szenarien durchspielen, um zu lernen, wie sie ihre Energie optimal einteilen können.
2. Ein Mentorenprogramm, bei dem erfahrene Fahrradboten oder medizinische Fachkräfte als Mentoren fungieren, um die Kuriere individuell zu betreuen und zu unterstützen.
3. Aufbau eines Netzwerks von Freiwilligen, die z. B. Long Covid / ME/CFS Betroffene im Alltag unterstützen und bei der Umsetzung von Pacing-Techniken helfen. Regelmäßige Treffen und Austausch von Best Practices, um die Gemeinschaftsunterstützung zu stärken.
4. Einrichtung von speziellen Zonen in der Stadt oder Gemeinde, die als Ruhe- und Erholungsbereiche für Kuriere dienen. Diese Zonen könnten mit Sitzgelegenheiten, Schattenspendenden Strukturen und Wasserstationen ausgestattet sein, um optimale Erholung zu ermöglichen.
5. Einrichtung von Solar-Ladestationen an strategischen Punkten in der Gemeinde, um E-Bikes auch ohne Netzstrom bei einem Blackout aufladen zu können.
6. Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen, die möglicherweise über eigene Notstromaggregate oder Solaranlagen verfügen, um Ladekapazitäten bereitzustellen.
(1) https://de.statista.com/outlook/mmo/fahrraeder/deutschland